Vosne-Romanée, Puligny-Montrachet…: die Geschichte hinter den Namen

Vosne-Romanée, Puligny-Montrachet…: die Geschichte hinter den Namen

Die burgundischen Spitzenweinbaugebiete Vosne-Romanée, Puligny-Montrachet und Pernand-Vergelesses trugen nicht immer die Namen, unter denen wir sie heute kennen. Wir verraten Ihnen die Geschichte ihrer Bezeichnungen!

Die drei renommierten Appellationen stehen beispielhaft für einen Prozess, der allen berühmten Climats der Bourgogne gemeinsam ist: dem Namen eines Dorfes wird der einer benachbarten, prestigeträchtigen Gemeinde beigefügt, um von deren Ansehen zu profitieren.

Wir haben uns daher entschieden, die Namensentwicklung dieser drei Appellationen chronologisch zu beleuchten – vom frühesten bis zum jüngsten Wandel. Doch bevor wir in das Herzstück dieses Themas eintauchen, wollen wir zunächst die Grundlagen klären…

Was ist eigentlich ein „Climat“?

Das burgundische Climat-Konzept ist in Frankreich einzigartig. In der Bourgogne bezeichnet ein Climat eine exakt abgegrenzte Weinbergsparzelle mit einem über Jahrhunderte überlieferten Namen und einzigartigen Boden-, Expositions- sowie Mikroklimabedingungen.

Jedes Climat verleiht dem daraus erzeugten Wein Jahrgang für Jahrgang eine unverwechselbare Identität und spiegelt so die ganze Vielfältigkeit des burgundischen Terroirs wider. Diese Parzellen repräsentieren weltweit eines der bemerkenswertesten Modelle, bei dem Qualität und Stil des Weins besonders eng an seine Herkunft gebunden sind. Weine aus einem Climat werden in der Regel separat vinifiziert und tragen den Namen ihrer jeweiligen Lage.

Die Benennung der burgundischen Climats bildet ein zentrales Fundament der Domaines der Region, sie verkörpert eine einzigartige Identität, die über Jahrhunderte gewachsen ist. Herausragende Climats wie Montrachet, Chambertin, Romanée-Conti oder Corton illustrieren auf eindrucksvolle Weise die Vielfalt und historische Tiefe, die den Ruhm der Weine der Bourgogne begründen.

Von Vaona zu Vosne-Romanée: Geschichte eines Ausnahme-Climats

„Vosne“ – Wurzeln in der fernen Vergangenheit 

Das Dorf Vosne trägt unter den drei genannten Gemeinden den ältesten Namen. Bereits im Jahr 639 wurde es als „Vaona“ erwähnt. Etymologisch könnte dieser Name von zwei gallischen Begriffen stammen: „wadana“ (Wasser) oder „vidumos“ (Wald).

Die Hinzufügung von „Romanée“

Im Jahr 1866 erlaubte ein kaiserliches Dekret Napoleons III. der Gemeinde Vosne, ihren Namen um den ihres berühmtesten Crus zu erweitern: „La Romanée“. So entstand die Bezeichnung „Vosne-Romanée“.

Die Anerkennung des Climats „La Romanée“ ist insbesondere auf den Erwerb im Jahr 1760 durch den Prinzen Louis-François de Bourbon-Conti zurückzuführen. Eben jener Prinz von Conti gab dem emblematischsten Wein der Gemeinde seinen Namen: Romanée-Conti. Die Appellation „Romanée-Conti“ wurde allerdings erst 1794, nach der Französischen Revolution, offiziell eingeführt. 

Puligny-Montrachet: Der Aufstieg eines Cru

Die Ursprünge der alten Bezeichnung 

Ursprünglich trug die Gemeinde den Namen Puligny. Er erscheint ab dem 11. Jahrhundert in der lateinischen Form Puluniacus, später Puliniacum. Zwei Haupttheorien existieren zur Etymologie: Die erste leitet den Namen vom germanischen Männernamen „Puolo“ ab, ergänzt durch die Suffixe -in und -iacum.

„Puolo“ ist kein historisch belegter Name, sondern ein bei germanischen oder gallo-römischen Bevölkerungen nach der Antike gebräuchlicher Männername. Das Suffix „-in“ kennzeichnet die Zugehörigkeit, sodass es sich um einen Besitz oder eine Abhängigkeit von „Puolo“ handelt. So erinnert „Puolo“ an einen alten Eigentümer und spiegelt die germanischen Einflüsse in der lokalen Toponymie wider.

Eine zweite Hypothese leitet den Namen vom Begriff „pol“ (Sumpf) ab, in Bezug auf die Quellen von Voëtte und die Tränke am Fuß des Hangs.

Montrachet – Ein Symbol der Exzellenz

Im Jahr 1878 beschloss die Gemeinde Puligny, den Namen „Montrachet“ offiziell anzufügen. Dieser Schritt war der wachsenden Anerkennung des Climats Montrachet geschuldet, das als eines der weltweit prestigeträchtigsten Terroirs gilt.

Der Name „Montrachet“ taucht erstmals im 13. Jahrhundert auf: als „Mont Rachaz“ oder „Mont Chauve“ – eine Anspielung auf den fast vegetationslosen, kargen Hügel, der die Lage des Weinbaugebiets Puligny-Montrachet kennzeichnet.

Seinen Weltruhm erlangte der Montrachet jedoch erst im 18. Jahrhundert. 1787 erhob Thomas Jefferson, der berühmte amerikanische Staatsmann und Kenner, den Montrachet auf eine Stufe mit dem legendären Chambertin. Letzterer war schon zu Napoleons Zeiten als einer der größten Burgunder und als Symbol burgundischer Exzellenz hochgeschätzt. Diese internationale Anerkennung legitimierte schließlich die Übernahme des Namens „Montrachet“ durch die Gemeinde.

Enge Verbindung zu Chassagne-Montrachet

Auch Chassagne, die Nachbargemeinde von Puligny-Montrachet, folgte diesem Prinzip: Im November 1879 erhielt Chassagne-le-Haut die Genehmigung, sich in Chassagne-Montrachet umzubenennen. Diese Angleichung erklärt sich durch das gemeinsame Teilen des berühmten Climats Montrachet, einer nur 7,99 Hektar großen Parzelle, die zwischen Puligny-Montrachet (4,01 ha) und Chassagne-Montrachet (3,98 ha) aufgeteilt ist.

Pernand-Vergelesses: Ein reiches Weinbauerbe

Ursprünge, die in der lokalen Geografie wurzeln

Der Name „Pernand“ hat keltische Wurzeln und bedeutet „die versickernde Quelle“ – vermutlich ein Verweis auf die geographische Beschaffenheit und die zahlreichen Quellen der Region, insbesondere auf die als „Fontaine Mère“ bekannte Quelle. „Vergelesses“ wiederum lässt sich vom lateinischen „Virgilius“ (Vergil) ableiten.

Von Pernand zu Pernand-Vergelesses – die Prägung der Geschichte

Im Unterschied zu den beiden anderen Gemeinden wurde der Name Pernand-Vergelesses erst 1922 offiziell angenommen, nachdem der Gemeinderat einstimmig dafür gestimmt hatte. Ein solcher Namenswechsel war allerdings bereits 1893 diskutiert worden. Schon damals wurde argumentiert, dass das Hinzufügen von „Vergelesses“, berühmt für die Qualität seiner Weinberge, der Gemeinde zu der verdienten Bekanntheit verhelfen würde.

Fast drei Jahrzehnte lagen jedoch zwischen diesen Initiativen – bedingt durch zwei einschneidende Ereignisse: die Reblauskrise und den Ersten Weltkrieg.

Historische Namen und Vorläufer des Appellationssystems

Diese Entwicklungen in der Namensgebung der Weine bereiteten den Weg für die Einführung der Appellations d’Origine Contrôlée (AOC) in den 1930er Jahren. So erhielten Vosne-Romanée und Pernand-Vergelesses 1936 den Status einer kontrollierten Herkunftsbezeichnung (AOC), gefolgt von Puligny-Montrachet im darauffolgenden Jahr.

Die Chronologie dieser Entwicklungen unterstreicht eine gleichzeitig behutsame wie entschlossene Vorgehensweise: Die Climats waren Vorreiter und zeugen vom Bestreben der burgundischen Winzergemeinden, die Exzellenz ihrer Terroirs anzuerkennen und zu fördern, indem sie den Namen ihrer Gemeinde dauerhaft mit ihren berühmtesten Grands Crus verbinden.

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