Lage und Größe der Weinberge des Champagnerhauses Bollinger. Das Champagnerhaus Bollinger liegt in der Gemeinde Aÿ im Departement Marne und hat seine Wurzeln im Jahr 1829. Bollinger bewirtschaftet...mehr anzeigen
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Weit über die Landesgrenzen Frankreichs hinaus hat sich das Champagnerhaus Bollinger aus dem kleinen Grand Cru Ort Aÿ einen Namen gemacht. Seit fast 200 Jahren steht Bollinger für einen Champagnerstil, der wie kein Zweiter die Kraft des Pinot Noir so finessenreich zum Ausdruck bringt und so brillant in die Cuvée integriert. Im Hintergrund steht eine Familie, die es seit jeher vermocht hat, diesen Stil auf außergewöhnliche Art und Weise zu repräsentieren.
Oft sind es traurige Schicksalsschläge, die den Start für einen ganz neuen Abschnitt ebnen. Bei Champagne Bollinger war es der Tod von Jacques Bollinger, dem langjährigen Chef des Unternehmens, im Zweiten Weltkrieg. Eine Person hat sich dadurch nicht von ihren Zielen und Träumen abbringen lassen: Lily Bollinger, die Ehefrau von Jacques, liebevoll „Bolly“ genannt. Unentwegt hat sie die Geschichte des Traditionshauses erfolgreich fortgeführt – keine andere Person steht so sehr für den Charakter des Hauses an der Rue Jules Lobet in Aÿ wie sie. Das Bild, das Lily auf einem Fahrrad in den Weinbergen der Champagne zeigt, ist legendär. Unter ihrer Führung sind zeitlose Klassiker entstanden wie der „R.D“. Heute zählt das Haus nicht nur zu den bekanntesten, sondern ohne Frage auch zu den besten Champagnerherstellern der Welt.
Der Grundstein für das Champagnerhaus Bollinger wurde im Jahr 1829 gelegt. Athanase de Villermont, der jüngste Sohn einer französischen Adelsfamilie, erbt einen Teil des Familienbesitzes nahe der Stadt Aÿ. In den auf den Erbflächen gepflanzten Reben erkennt er sofort großes Potenzial. Die Gründung eines Champagnerhauses wird ihm jedoch untersagt, denn als Aristokrat ist es ihm zur damaligen Zeit verboten, sich an Handelsgeschäften zu beteiligen. Eines Tages trifft er Paul Renaudin und Joseph Bollinger. Paul, der bei Müller-Ruinart tätig ist, und Joseph, ein deutscher Geschäftsmann, sind die perfekten Partner. Am 6. Februar 1829 wird das Haus Renaudin-Bollinger&Cie in Aÿ gegründet. Die Arbeit ist klar geteilt: Joseph Bollinger kümmert sich um den Vertrieb der Weine, Paul Renaudin um den Keller – der Start in eine äußert erfolgreiche Zukunft.
Jacques Bollinger ist der Enkel von Joseph. 1923 heiratet er Lily, geborene Lauriston-Boubers, die nach dem Tod ihres Mannes im Zweiten Weltkrieg die Geschichte des Hauses so erfolgreich weiterschreiben sollte. Bis in das Jahr 2008 hinein bleibt die Geschäftsführung von Bollinger stets in der Hand eines Familienmitglieds. Seitdem ist Jerôme Philippon verantwortlich für das Traditionshaus, in welchem man auch unter seiner Führung optimistisch in die Zukunft blickt.
Doch worauf fußt der Erfolg von Bollinger eigentlich? Neben den besonderen Persönlichkeiten, die ihr Leben mit Liebe und Leidenschaft der Produktion eines perfekten Champagners gewidmet haben, sind es auch die Reben des Hauses, die seit jeher außergewöhnliche Qualitäten hervorbringen. Im Mittelpunkt steht bei Bollinger vor allem ein Akteur: Der Pinot Noir. Die von vielen als beste Rotweintraube der Welt angesehene Sorte trägt ganz entscheidend zum Charakter des Hauses bei. Rund 60 Prozent der 178 Hektar Rebfläche sind mit Pinot Noir bestockt. Der Rest mit Chardonnay und Pinot Meunier. In der weltberühmten Special Cuvée findet sich stets ein ebenso großer Anteil an Pinot Noir. Er gibt den Champagner ein schmelziges, fruchtbetontes Gerüst, er sorgt für Körper und Kraft. Über 80 Prozent der Weinberge des Hauses sind als Grand Cru oder Premier Cru klassifiziert.
Sieben Hauptweinberge schaffen die Grundlage für die Champagner von Bollinger. Kalkböden und ein mildes, teils kühles Klima, sind optimale Bedingungen für die Kultivierung der Rebsorten der Champagne. Zwei kleinere Grand Cru Parzellen in Aÿ sind einzigartig: Clos Saint-Jacques und Chaudes Terres. Hier stehen noch wurzelechte Reben, die dem Befall der Reblaus seit Jahrzehnten getrotzt haben. Aus den dort gelesenen Pinot Noir Trauben entsteht der „Vieilles Vignes“, ein Champagner, der die Zeiten vor der Reblauskrise wieder spürbar macht – einzigartig.
Seit einigen Jahren hat man sich bei Bollinger auch der nachhaltigen Bewirtschaftung der Rebflächen verschrieben. Das Haus wurde als erstes in der Champagne mit dem Zertifikat „High Environmental Value“ ausgezeichnet.
Für die Verarbeitung der Trauben sind Kellermeister Giles Descôtes und sein Team verantwortlich. Ausgebaut werden die schonend gewonnenen Grundweine zu einem Teil in den über 3.500 kleinen Holzfässern des Hauses. Ein eigener Küfer stellt bei Bollinger die eingesetzten Fässer her, die der Cuvée einen zarten Schmelz verleihen. Die Weine werden durch den Ausbau im Holz runder und etwas fülliger. Neben dem Pinot Noir reifen so auch seine kongenialen Partner Chardonnay und Pinot Meunier zur Perfektion.
Doch nicht alle Weine eines Jahrgangs werden sofort zur neuen Cuvée für den R.D oder die Special Cuvée verarbeitet. Ein Teil wird in Magnums gefüllt und in die Keller des Hauses eingelagert – die Reserveweine von Champagner Bollinger. Sie verleihen gerade der Special Cuvée ihren unvergleichlichen Ausdruck. Ein Stil, der sich seit Jahrzehnten nur marginal verändert hat und stets den Charakter des Hauses widerspiegelt. Über 700.000 Magnumflaschen Reservewein finden sich in den Kellern an der Rue Jules Lobet. Die Reifung auf der Flasche nach der zweiten Gärung dauert bei Bollinger mindestens doppelt so lange, wie in der Appellation vorgeschrieben. Dadurch wird die Perlage der Schaumweine noch feiner, die zarten Hefenoten noch eleganter.
So entsteht im Nordosten Frankreichs, im kleinen Grand Cru Ort Aÿ, seit fast 200 Jahren eine ganze Palette an großartigen Champagnern. Die Special Cuvée ebnet den Einstieg in die Kollektion – eine perfekte Komposition aus Weinen der vergangenen Jahrgänge. Der Jahrgangschampagner „Grand Année“ hingegen zeigt den Ausdruck eines einzigen Jahres. Er wird nur in besonderen Jahrgängen hergestellt, in denen die Trauben eine optimale Reife und eine ausgewogene Balance aus Süße und Säure zeigen. Ganz oben an der Spitze steht der Vieilles Vignes mit seinem puren Charakter und einzigartiger Terroir-Expression. Doch ein Gewächs ist seit über 50 Jahren ein ebenso großes Aushängeschild des Hauses und verdankt seinem Erfolg Lily Bollinger: Der R.D (Récemment Dégorgé). Ein Jahrgangschampagner, der nur wenige Wochen nach dem Degorgieren veröffentlicht wird. So behält er seine außerordentliche Frische, trotz langen Hefelagers.
Es ist das herausragende Zusammenspiel aus Persönlichkeiten und Terroir, welches das Champagnerhaus Bollinger so liebenswürdig und seine Schaumweine so außergewöhnlich macht. Es sind Menschen wie Lily Bollinger, die von der Idee eines perfekten Champagners so besessen sind, dass sie jeden Tag alles dafür geben. Dann entstehen zeitlose Weine wie die Special Cuvée oder der R.D. Genau dieses Zusammenspiel ist der Schlüssel zum Erfolg des Hauses Bollinger, welches auch in Zukunft ohne Zweifel als Synonym für außergewöhnliche Champagnerkunst stehen wird.