Für viele Weinfreunde ist und bleibt Champagner die erste Wahl, wenn auf einen besonderen Moment angestoßen werden soll. Seine feinen Perlen beleben den Gaumen und regen den Appetit an....mehr anzeigen
Flasche
Magnum
Für die meisten Weinliebhaber ist Champagner noch immer die erste Wahl, wenn auf einen besonderen Moment angestoßen werden soll. Seine feinen Perlen beleben den Gaumen und regen den Appetit an. Damit ist er schlichtweg ein perfekter Aperitif. Champagner ist aber natürlich nicht gleich Champagner. Eine enorme Vielfalt an verschiedenen Stilen lässt das Herz eines jeden Liebhabers höherschlagen. Ob Rosé oder Blanc, ob 100% Chardonnay oder eine Cuvée aus Pinot Noir und Pinot Meunier, ob Montagne de Reims oder Côte de Blancs – bei der Wahl des passenden Champagners sind wahrlich keine Grenzen gesetzt. Seit einiger Zeit schleicht sich zudem ein kleiner Trend in die Keller der Champagnerhäuser ein: Champagner Brut Nature.
Von der Lese der Trauben im Herbst, bis zur Verkostung eines fertigen Champagners, können Jahre vergehen. Hunderte Arbeitsschritte sind notwendig, um die Feinheit eines jeden Weins bestmöglich herauszuarbeiten. In der Champagne hat man diese Schritte über Jahrhunderte hinweg perfektioniert. Dazu gehört auch der Einsatz einer sogenannten „Dosage“, um den Schwund, der beim „Dégorgement“ (dem Entfernen der Hefe der zweiten Gärung) der Flaschen anfällt, wieder auszugleichen. Diesen Schritt machen sich die Produzenten seit jeher zu Nutze, um mit der Dosage den Restzuckergehalt der Cuvées einzustellen. Denn die Dosage ist eine äußerst süße Mischung aus Wein und Zucker. Je nachdem, wie viel Dosage den Weinen zugegeben wird, trägt der Champagner eine bestimmte Geschmacksangabe, die von „Brut Nature“ über „Brut“ bis „Doux“ reicht. Für einen Champagner mit der Angabe „Brut“ darf der Restzuckergehalt beispielsweise maximal 12 Gramm pro Liter betragen. Verzichten die Champagnerhäuser und Winzer ganz auf den Einsatz einer Versanddosage, dann dürfen sie diesen als „Brut Nature“ oder „Dosage Zéro“ (Maximal 3 Gramm natürlichen Restzucker pro Liter) vermarkten. Beim Dégorgieren wird der Schwund dann meist einfach mit demselben Wein aufgefüllt.
Aber was macht diese Champagner so besonders? Zum einen ist es sicherlich dem Geschmack der Kundschaft zu verdanken, dass sich viele Produzenten immer öfter mit dieser Art der Herstellung beschäftigen. Waren vor über 100 Jahren noch süße Champagner in Mode, welche nicht nur von den russischen Zaren geliebt und geschätzt wurden, so sind es heute möglichst trockene Weine, die den Gaumen der meisten Kunden ansprechen. Verwirrend ist in dieser Hinsicht vor allem der Terminus „Brut“, welcher „herb“ bedeutet. Ein trockener Champagner („sec“) darf einen Restzuckergehalt zwischen 17 und 32 Gramm besitzen. Ein Stillwein läge damit schon im lieblichen Bereich. Es liegt aber in der Natur von Schaumweinen, dass in diesen der Restzuckergehalt weniger stark wahrgenommen wird. Auf der anderen Seite bedeutet der Verzicht auf den Einsatz der Versanddosage, dass der Charakter eines Champagners durch die Wein-Zucker-Mischung nicht beeinflusst werden kann. Oftmals bringen die feinen Zuckerliköre, die auch aus gereiften Reserveweinen bestehen können, eine neue Geschmacksdimension. Ein Champagner ohne Dosage hat damit seinen „pursten“ Ausdruck, vor allem wenn der Grundwein aus einem einzigen Jahr stammt oder gar aus einer einzigen Lage. Das jeweilige „Terroir“ kann somit seinen bestmöglichen Ausdruck finden. Einfacher wird die Herstellung der Champagner dadurch nicht. Die Grundweine müssen eine großartige Qualität besitzen, die zweite Gärung auf der Flasche muss ohne Komplikationen ablaufen. Denn selbst der kleinste Fehler kann den Geschmack der Champagner beeinflussen. Eine Versanddosage kann diese zumindest zu einem kleinen Teil cachieren. Besonders gut tut den Weinen darüber hinaus ein ausgeprägtes Hefelager über mehrere Jahre hinweg. Dadurch wird die straffe Säure etwas abgemildert, cremige Noten treten in den Vordergrund, die den Geschmack abrunden.
Herausragende Brut Nature Champagner entstehen mittlerweile in einer Vielzahl von Champagnerhäusern. Das emblematischste Beispiel liefert wohl Louis Roederer. In Kooperation mit dem Künstler Philippe Starck wird seit einiger Zeit einen Jahrgangschampagner Brut Nature in einer limitierten Edition veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe aus dem Jahr 2009 vereint die klassischen Rebsorten Pinot Noir, Chardonnay und Pinot Meunier und ist ein äußerst eleganter Botschafter der Kategorie „Brut Nature“. Deutlich kraftvoller wird es mit dem Brut Nature Rosé aus dem Hause Drappier. 100% Pinot Noir liefern ein großartiges Geschmackserlebnis, das mit feiner roter Frucht und einer zarten Cremigkeit besticht. Ein hervorragender Blanc de Blancs entsteht bei Larmandier-Bernier mit dem Terre de Vertus Premier Cru. Mit einer eindrucksvollen Präzision vermittelt er den Charakter das Terroir der Côte de Blancs, auf dem sich die Rebsorte Chardonnay so wohl fühlt. Knochentrocken mit animierender Säure! Ein etwas gereiftes Beispiel liefert Duval-Leroy mit dem Blanc de Blancs aus dem Jahrgang 2002, welcher als einer der besten Jahrgänge der letzten Jahrzehnte gilt.
Durch ihren kompromisslos puren Charakter sind die Brut Nature Champagner nicht nur ein optimaler Aperitif, sondern auch hervorragende Speisebegleiter. Gerade zu einigen appetitanregenden Häppchen kann die straffe Säure der Champagner die Freude auf das kommende Essen noch vergrößern. Ein geröstetes Landbrot mit einer Jahrgangssardine kann in Verbindung mit einem Blanc de Blancs ein großartiges Geschmackserlebnis sein. Der salzige und pure Charakter von Austern wird sich ebenso gut mit den knochentrockenen Champagnern verbinden. Ein toller Gegenpaart sind die Weine auch zu einer cremigen Beurre Blanc, eventuell mit einem bretonischen Steinbutt? Es müssen aber nicht immer solch feine Zutaten sein. Auch zu typisch spanischen Tapas mit einem großen Anteil an Knoblauch passen die Champagner hervorragend, denn Knoblauch erfordert einen Durstlöscher, mit viel Substanz und ausgeprägter Säurestruktur. Spielerisch können die Brut Nature Champagner ein ganzes Menü begleiten, da mit verschiedenen Stilen, Cuvées und Jahrgängen gearbeitet werden kann. Probieren Sie es bei der nächsten Einladung doch einfach mal aus!
Man darf gespannt sein, wie sich der Trend hin zu den Brut Nature Champagnern entwickeln wird. Sicherlich werden sie die traditionellen Cuvées mit der Geschmacksangabe „Brut“ nicht verdrängen. Denn ein kleiner Zusatz einer Versanddosage kann das Geschmacksprofil eines Champagners in ganz neue Höhen heben. Doch Brut Nature Champagner sind eine grandiose Alternative und zeigen, wie klar und pur der Charakter der Champagne sein kann. Das Portfolio der Champagne ist um einen Star reicher!